Moving-Boundary-Modellierung der Karbonatisierung von Beton
| Arbeitsgruppe: | Ehemalige AG Modellierung und PDEs |
| Leitung: | Prof. Dr. Michael Böhm (E-Mail: mbohm@math.uni-bremen.de ) |
| Bearbeitung: | Prof. Dr. Adrian Muntean |
| Projektförderung: | DFG SPP 1122 |
| Projektpartner: |
Labor für Baustofftechnologie, Hochschule Bremen Baustoffinstitut TU Dresden |
| Laufzeit: | 01.07.2001 - 30.06.2006 |
Stahlbeton ist ein weit verbreitetes Baumaterial. Es ist nicht nur preisgünstig, sondern auch sehr haltbar. In den letzten Jahrzehnten hat sich allerdings herausgestellt, dass die Haltbarkeit von Stahlbeton stark von der Korrosion seiner Stahlbewehrung beeinflusst wird. Normalerweise wird die Stahlbewehrung durch eine dünne Oxidschicht geschützt, die sich aufgrund der hochalkalischen Umgebung im Betoninneren bildet. Der hohe pH-Wert in Beton (etwa 13) ist in erster Linie bedingt durch das Ca(OH)2, das während des Abbindeprozesses gebildet wird. Da Beton ein poröses Material ist, diffundiert gasförmiges CO2 unter normalen Umweltbedingungen in sein Inneres, wo es mit vorhandenem Ca(OH)2 reagiert und dabei CaCO3 (und H2O) bildet.
Um den Fortschritt der Karbonatisierungsfronten in Beton zu bestimmen, werden Systeme partieller und gewöhnlicher Differentialgleichungen genutzt, wobei der Austausch von Bestandteilen zwischen Porenwasser und Porenluft ebenso berücksichtigt wird wie der zwischen Porenwasser und fester Matrix. Die chemischen Reaktionen werden im wassergefüllten Teil der Poren angenommen.
Eine spezielle phänomenologische Eigenschaft der Karbonatisierung ist die Bildung von Reaktions-Oberflächen und/oder -Schichten, die in den Beton eindringen. Der Karbonatisierungsprozess wird als Ganzes formuliert. Das Resultat ist ein gekoppeltes System nichtlinearer partieller Differentialgleichungen in festen oder beweglichen Gebieten. Die wichtigsten Prozesse, die behandelt werden, sind die Karbonatisierungsbewegung und die Veränderungen in den Porenkonfigurationen, die von der Reaktion und dem Feuchtigkeitstransfer induziert werden. Die Betrachtung solcher Prozesse ermöglicht Schlussfolgerungen über das Verhalten von beweglichen Reaktionsfronten und kann zu einer besseren Vorhersage der Penetrationstiefen und des zeitlichen Beginns der Korrosion führen.

