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Zentrum für Industriemathematik

ZeTeM > Harms und Lüttgens in Indien

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" Vedische Mathematik"

Ein Erlebnisbericht von Henrik Harms & Luis Lüttgens (Wintersemester 2016/2017)

Henrik Harms und Luis Lüttgens studieren Technomathematik bzw. Mathematik in Bremen. Kurz vor Abschluss ihres Bachelorstudiums haben sie ein Auslandssemester in Indien absolviert – über einige Erfahrungen, die sie dabei sammeln konnten, berichten sie im Folgenden.

Bevor wir von der Kooperation zwischen dem ZeTeM und dem Math Department am IIT Kharagpur hörten, hatten wir beim Stichwort "Auslandssemester" eher an Schweden, Wales oder die USA gedacht. Doch ein gutes halbes Jahr nach unserer Bewerbung verließen wir am 15. August 2016 in Kalkutta den Flughafen und wurden von einem breit lächelnden Doktoranden Professor Sekhars begrüßt. Schon auf der zweistündigen Taxifahrt nach Kharagpur wurde uns klar, dass wir die nächsten vier Monate in einer völlig anderen Welt leben würden.

Hauptgebäude des IIT KharagpurHauptgebäude des IIT Kharagpur
Sonnenaufgang über der <br> B. R. Ambedkar Hall of ResidenceSonnenaufgang über der
B. R. Ambedkar Hall of Residence
Das IIT Kharagpur ist das älteste und eins der angesehensten der Indian Institutes of Technology, an denen nur die besten der jungen Elite Indiens die Chance bekommen zu studieren – und das unter immensem Leistungsdruck. Hier haben wir, betreut von Professor Raja Sekhar, dem langjährigen Kooperationspartner im Austauschprogramm Kharagpur-Bremen, an unseren Bachelorarbeiten über die Modellierung und Simulation von Flüssigkeitsflüssen in porösen Medien gearbeitet und dafür interessante Vorlesungen besuchen.
Seminarvortrag: Meraj Alam, Luis Lüttgens, Prakash Kumar diskutierenSeminarvortrag: Meraj Alam, Luis Lüttgens, Prakash Kumar diskutieren
Mathe-Vorlesung am IITMathe-Vorlesung am IIT

Als Europäer waren wir von den in Indien üblichen, selbst zwischen Studenten verschiedener Jahrgänge herrschenden, Hierarchien weitestgehend ausgenommen. Viele Professoren kamen freundlich interessiert auf uns zu, obwohl wir "bloß" Studenten im siebten Semester waren, und beim Essen in der Mensa wurden wir fast täglich von Sitznachbarn gefragt, wo wir denn herkämen. Somit war es wirklich einfach Anschluss zu finden. Verstärkt wurde dies dadurch, dass der Campus ein breites Angebot an Sportarten bietet und wir fast jeden Abend entweder im sogenannten Gymkhana, auf dem Badmintonfeld oder dem Fußballplatz zu finden waren.
Der Campus des IIT Kharagpur hat unter den IITs, insbesondere denen in Städten wie Mumbai, Delhi oder Bangalore, eine besondere Stellung, da er in einer Stadt von "nur" 200.000 Einwohnern gelegen ist, es daher kaum Anreize zum Verlassen des Geländes gibt und sich somit auf dem Campus eine besondere Kultur mit eigenen Traditionen bildet. Besonders spürbar ist dies während Diwali, einem hinduistischen Lichterfest, das in seiner Stellung mit Weihnachten vergleichbar ist und auf dem Campus auch "Illumination" genannt wird. Während dieser Feiertag im übrigen Indien inzwischen sehr kommerzialisiert ist und mit LED-Installationen oder buntem Feuerwerk gefeiert wird, beginnen am IIT Kharagpur Wochen im Voraus die Vorbereitungen auf einen Wettbewerb, bei dem jedes Hostel auf dem Campus meterhohe Installationen aus zehntausenden Öllampen zur Schau stellt. Jeder Student ist beteiligt und die Stimmung und Atmosphäre an diesem Abend sind einzigartig.

Natürlich haben wir nicht die vollen vier Monate nur auf dem Campus verbracht. So haben wir auf mehreren Reisen den Osten Indiens erkundet. Im Bundesstaat Bihar, dem ärmsten Indiens, badeten wir in Rajgir in heiligen heißen Quellen und besuchten in Nalanda die Ruinen der größten buddhistischen Universität aller Zeiten. In diese ländlichen Regionen verirren sich normalerweise keine westlichen Touristen und überall, wo wir hinkamen, wollten Menschen Fotos mit uns machen. In Darjeeling, im Vorder-Himalaya, lernten wir die nepalesische und tibetanische Kultur und Küche kennen und genossen die Aussicht auf den Kangchendzönga, den dritthöchsten Berg der Welt. Die letzte Reise führte uns auf die Andamanen im Osten der Bengalischen Bucht, wo die letzten 450 Sprecher der andamanischen Sprachfamilie und eines der letzten von der Außenwelt isolierten indigenen Völker leben.

Queen Victoria Memorial in KalkuttaQueen Victoria Memorial in Kalkutta
Darjeeling an den Hängen des HimalayaDarjeeling an den Hängen des Himalaya
Buddhitistische Mönche <br> am Ghoom-KlosterBuddhitistische Mönche
am Ghoom-Kloster

Das Auslandssemester in Indien war für uns beide eine sehr intensive Erfahrung, die wir nicht missen wollen. Wir haben viele neue Impressionen und Freunde gewonnen, welche uns einen Einblick in ihre ganz persönliche Kultur gegeben haben. Wir freuen uns sehr darauf, weitere Studenten für einen Aufenthalt in Indien begeistern zu können und die Zusammenarbeit zwischen dem IIT Kharagpur und der Uni Bremen zu vertiefen.