Modellierungsseminar-Beispiel: Simulation einer Mondlandung
Bearbeiter: Bolko Maass, Jan Philipp SteinbachKooperationspartner: OHB System AG
Betreuer ZeTeM: Prof. Dr. Christof Büskens
Laufzeit: 2007/2008
Im Rahmen des Modellierungsseminars 2007/2008 arbeiteten Bolko Maass und Jan Philipp Steinbach mit der OHB System AG in Bremen zusammen, die auf die Bereiche Raumfahrt und Satellitentechnik spezialisiert ist. Im Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt DLR erstellt OHB eine Mondstudie namens „Mona Lisa“ und schlägt als ersten Explorations-schritt ein vielseitig einsetzbares Landefahrzeug (siehe Abbildung 1) für den Transport kleiner Nutzlasten zur Mondoberfläche vor.
OHB-Studie für Mondlandefahrzeug. Für das Modellierungsseminar bekamen die beiden Technomathematikstudenten die Aufgabe, einen modularen und somit auch unabhängig von Mona Lisa vielseitig verwendbaren Simulator für das Mona-Lisa-Landefahrzeug zu entwickeln und auf Basis von MATLAB-Simulink zu implementieren. Bei der Entwicklung und Konstruktion des Mond Landers und der zugehörigen Landemission wird der Simulator nach der Fertigstellung als Entwicklungswerkzeug dienen. So sollen mit dessen Hilfe einerseits verschiedene Designs des Fahrzeugs, z.B. hinsichtlich der Fahrzeugstruktur oder Anzahl und Typ verwendeter Triebwerke, beurteilt werden können und andererseits die Landung auf dem Mond selbst simuliert werden, um diverse Trajektorien (Flugbahnen) für Landemanöver zu verifizieren.Die Struktur des Simulators unterteilten die Technomathematiker modular in funktionelle Bereiche, die das Fahrzeug, die Umgebung und die Bodenkontrolle modellieren. Dieser Ansatz in Verbindung mit der Simulink-Blockstruktur ermöglicht ein Austauschen einzelner funktioneller Blöcke für die Verwendung in alternativen Simulationen, z.B. in der Umgebung eines anderen Planeten oder unter Verwendung eines anderen Fahrzeugs. Es galt nun die einzelnen Blöcke zu modellieren und anschließend zu implementieren.
Im Simulator erfolgt die Berechnung des aktuellen Zustands durch Lösen eines Differentialgleichungssystems, das Bewegung und Lage des Landers beschreibt, mit Hilfe eines Runge-Kutta-Verfahrens mit adaptiver Schrittweitensteuerung. Getrennt von der Zustandsberechnung erfolgt die Modellierung und Berechnung aller Kräfte und Momente, die auf das Fahrzeug durch die Umgebung ausgeübt werden, wie z.B. die Gravitationskraft des Mondes. Ein weiterer Block modelliert die Bodenkontolle und bietet so die Möglichkeit, „von außen“ auf die Software des Landers zuzugreifen, um z.B. Missionsdaten zu übertragen oder Ausfälle zu simulieren.
