Dynamische Inverse Probleme in Magnetic Particle Imaging (D-MPI)
Arbeitsgruppe: | AG Technomathematik |
Leitung: | Dr. Tobias Kluth |
Bearbeitung: | Hannes Albers ((0421) 218-63818, E-Mail: halbers@uni-bremen.de) |
Projektförderung: | DFG - Deutsche Forschungsgemeinschaft |
Projektpartner: | Prof. Dr. Bernadette Hahn, Universität Würzburg |
Laufzeit: | 01.05.2020 - 30.04.2023 |
Magnetic Particle Imaging (MPI) ist ein bildgebendes Verfahren mit vielversprechenden medizinischen Anwendungen,
welches auf dem Verhalten superparamagnetischer Eisenoxid-Nanopartikeln basiert. Die nichtlineare
Reaktion der Partikel auf ein hochdynamisches angelegtes Magnetfeld induziert eine Spannung in
mehreren Empfangsspulen, aus der ein örtliches Bild der Nanopartikelkonzentration rekonstruiert werden
kann. Aufgrund der hohen zeitlichen und potenziell hohen räumlichen Auflösung ist MPI für verschiedenste
in-vivo-Anwendungen geeignet und kommt dabei ohne schädliche Strahlung aus.
MPI befindet sich derzeit in der präklinischen Phase. Um Modellierung, Datenerfassung und Rekonstruktion
zu vereinfachen, wurden bisher allerdings einige entscheidende dynamische Aspekte vernachlässigt. In diesem
Verbundprojekt behandeln wir drei dieser Aspekte, welche auf eine Vielzahl dynamischer inverser Probleme
führen: (i) Konzentrationsdynamik, (ii) Magnetfelddynamik und (iii) Dynamik der Partikelmagnetisierung.
Experimentelle Ergebnisse zeigen, dass zeitliche Veränderungen der Konzentration (i) aufgrund des Zusammenspiels
von dynamischen Prozessen (wie dem Herzschlag) und einer notwendigen Wiederholung von
sequentiellen Messungen, um eine ausreichende Signalqualität sicher zu stellen, im Rekonstruktionsschritt
berücksichtigt werden müssen. Daher ist es unser Ziel, Rekonstruktionsmethoden zu entwickeln, welche das
dynamische Verhalten der Konzentration explizit einbeziehen, um die Rekonstruktionsergebnisse in Anwendungen
wie z.B. der Strömungsschätzung oder dem Tracking von Instrumenten zu verbessern.
Sicherheitsanforderungen begrenzen die Amplituden des dynamischen Teils des angelegten Magnetfeldes,
was zu einem begrenzten Sichtbereich (FOV) während eines Messzyklus führt. Die Vergrößerung des FOV
und die Entwicklung dynamischer Messstrategien, die im angelegten Magnetfeld (ii) kodiert sind, sind insbesondere
für zukünftige Anwendungen in menschlicher Größenordnung von großem Interesse. In diesem
Projekt wollen wir eine Strategie zur Reduzierung der Kalibrierungskosten, adaptive Abtastmethoden zur
effizienten Erfassung der gewünschten Objektmerkmale und entsprechende dynamische Rekonstruktionsverfahren
entwickeln.
Wir gehen weiter auf das noch ungelöste Problem der korrekten Modellierung der Systemfunktion in MPI
ein. Dieses hängt mit dem Magnetisierungsverhalten der Partikel (iii) in dem sich schnell ändernden angelegten
Magnetfeld zusammen. Das Verhalten wird hauptsächlich durch Neél Rotations-Mechanismen
großer Nanopartikel-Ensembles bestimmt. Wir betrachten dynamische Parameteridentifikationsprobleme in
erweiterten Modellen für große Partikelensembles, um eine modellbasierte Rekonstruktion in MPI zu ermöglichen.
Die Lösung dieser verschiedenen, untereinander zusammenhängenden dynamischen Probleme sind für die
Weiterentwicklung der MPI-Methodik von großer Bedeutung, um einen Eintritt in die klinische Phase zu
ermöglichen.